Muskatnuss

Bedecktsamige Pflanze

Beschreibung
Der Muskatnussbaum (Myristica fragrans) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Muskatnussgewächse (Myristicaceae) und gehört zu den Bedecktsamigen Pflanzen (Magnoliophyta).
Bei Myristica fragrans handelt es sich um einen kleinen, immergrünen Baum, der Wuchshöhen von von 5 bis 18 m erreicht. Die Borke und die grünlichgraue bis olivfarbene Rinde der älterer Zweige ist glatt, anfangs ist flaumig behaart. Die wechselständigen Laubblätter sind einfach und 6 bis 12 mm lang gestielt. Die fast ledrige, elliptische Blattspreite weist eine Größe von 4 bis 8 cm, ist oberseits dunkelgrün und unterseits heller.

Geschichte & Herkunft
Den Ärzten der Antike war die Muskatnuss unbekannt. Die „Früchte“ des Muskatnussbaumes gelangten vermutlich mit den Kreuzfahrern nach Europa. Die erste gesicherte Überlieferung stammt von dem byzantinischen Arzt Simon Seth, der im 10. Jahrhundert über die Muskatnuss schrieb, „dass sie dem Magen, der Leber und dem Herzen nütze“, aber auch bereits vor derem übermäßigen Verzehr warnte, „weil sie dann den Eingeweiden schade“.
Die Muskatnuss wurde im 16. Jahrhundert als das Gold Ostindiens bezeichnet. Briten, Spanier, Portugiesen und Niederländer bekriegten sich wegen der Frucht des Muskatnussbaumes. In Folge der blutigen Auseinandersetzungen um die Muskatnuss wurde ein geschichtsträchtiger Tausch getätigt. Am 18. April 1667 tauschten die Briten die kleine Insel Run im Ostindischen Archipel gegen die viel größere Insel Manhattan an der amerikanischen Ostküste ein, die bis dahin in niederländischer Hand war und damals weniger als 1.000 Einwohner hatte. Heute findet man die Insel Run, wie auch die anderen Banda-Inseln, kaum noch auf einer Karte. Auf Kupferstichen des 17. Jahrhunderts wurde der Name der Insel in unverhältnismäßig großen Buchstaben dargestellt.
Die Insel Run ist nur etwa 3.000 Meter lang und 750 Meter breit. Sie galt als Ort sagenhafter Reichtümer, da sie mit Muskatnussbäumen bewachsen war. Zur Zeit der niederländischen Vormachtstellung wurden auf vielen anderen Inseln die Muskatnussbäume abgeholzt. Die Niederländische Ostindien-Kompanie wollte damit eine Monopolstellung im Handel aufbauen, was ihnen zeitweise auch gelang. Als der Muskatnuss in England während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zugeschrieben wurde, die einzig wirksame Medizin gegen die Pest zu sein, waren die Preise nicht mehr aufzuhalten.
Mitte des 16. Jahrhunderts verkauften die einheimischen Händler auf den Banda-Inseln zehn Pfund Muskatnuss für weniger als einen englischen Penny. In England wurde Muskatnuss für mehr als zwei englische Pfund und zehn Shilling verkauft, also eine Gewinnspanne von 60.000 Prozent.
1770 ließ Pierre Poivre, der damals Statthalter von Mauritius war, einige Exemplare des Muskatbaums von den Molukken nach Afrika entführen, um sie auf Mauritius und Réunion anzubauen und damit erfolgreich das Monopol der Asiaten zu brechen.

Inhaltsstoffe
Der Gehalt an ätherischen Ölen der Muskatnüsse liegt zwischen 5 und 13 Prozent. Wichtige Inhaltsstoffe der Samenhülle (Macis) sind 22 bis 35 Prozent fettes Öl, Harze, Lignane und der Farbstoff Lycopen. In Muskatnüssen sind neben ca. 40 Prozent fettem Öl (mit dem Triglycerid der Myristinsäure als Hauptbestandteil) auch etwa 25 Prozent Stärke sowie Harze enthalten. Das fette Öl wird wegen seiner butterartigen Konsistenz auch als Muskatbutter bezeichnet.

Verwendung
Küche:
In der Küche wird normalerweise frisch geriebene Muskatnuss verwendet, da ihr Aroma leicht flüchtig ist. Das Gewürz wird in Kartoffelgerichten, Suppen und Eintöpfen, in Feingebäck und häufig auch in Fleischgerichten wie Frikadellen und Schweinebraten verwendet. Es eignet sich auch als Gewürz für Spinat, Blumenkohl, Rosenkohl, Kohlrabi, Rotkohl und Pastinaken. Aus dem gelb-orangenen Fruchtfleisch wird Muskatnuss-Gelee und Muskatnuss-Sirup gekocht, der zu Pfannkuchen gegessen oder für Cocktails verwendet wird.
Muskatöl spielt eine wichtige Rolle in der Lebensmittelindustrie. Gegenüber der Verwendung gemahlener Muskatnüsse bietet das Öl verschiedene Vorteile: Es ist wegen der standardisierten Würzkraft besser dosierbar und auch besser haltbar; außerdem birgt es keine Risiken wegen möglicher Aflatoxin-Kontamination. Es wird als natürliches Geschmacksmittel in Backwaren, Sirupen, Getränken sowie Süßigkeiten verwendet und ist Bestandteil der oft unter dem Namen Muskatnuss-Würzer im Handel angebotenen Gewürzaromazubereitungen (meist auf Basis von Weizenkleie).

Gesundheitliche Aspekte
In der traditionellen Medizin werden Muskatnuss und Muskatnussöl für Krankheiten des Verdauungssystems verwendet.
In Indien wird eine Salbe aus Muskatnusspulver und Wasser hergestellt, die Hautleiden wie Ekzeme oder Flechten lindert.
In der Homöopathie verwendet man Muskatnuss (D3, D4) bei akuter Gastritis, Magenverstimmung, nervösen Beschwerden und Wahrnehmungsstörungen.
Ätherisches Muskatöl wird als Aromastoff in Zahnpasten und als Geschmackskorrigens in Medikamenten genutzt. In der Parfümerie wird es oft herb-würzigen Männerparfümen zugesetzt.
Muskatnussbutter kann nach Abtrennen des ätherischen Öls als Ersatz für Kakaobutter dienen oder gemeinsam mit anderen Fetten wie beispielsweise Baumwollsamenöl oder Kokosnussöl verwendet werden. Muskatnussbutter wird in Indien aus minderwertigen Samen gewonnen; man stellt daraus Kerzen, Zahnpasten, Seife und Parfum her.