Zwiebel

Der weinende Lauch

Beschreibung
Nach der Anbaumethode unterscheidet man zwischen Sommerzwiebeln und Winterzwiebeln. Sommerzwiebeln (die eigentlichen Küchenzwiebeln) werden im zeitigen Frühjahr gesät und im August oder September geerntet, wobei insbesondere spätere Sorten von fester Konsistenz und bis in den März des Folgejahres lagerfähig sind. Die etwas saftigeren und milderen Winterzwiebeln – besser gesagt Überwinterungszwiebeln – werden im August gesät, reifen im nächsten Frühjahr heran und können ab Juni geerntet werden, sind jedoch nur kurze Zeit lagerfähig.
Die Hauszwiebel ist eine einfache Zwiebel mit breitröhrigen, schlauchartigen Blättern; die grünen Teile werden bei manchen Allium-Arten Schloten genannt und gegessen. Im zweiten Jahr bilden sich große Blütenstände, unbeblätterte, röhrige, in der Mitte bauchig aufgetriebene Schäfte (Stängel), an deren Spitze viele grünlichweiße Blüten kugelförmig angeordnet sind. Im Gegensatz zum Knoblauch werden keine Brutzwiebeln im Blütenstand gebildet (Ausnahme: Etagenzwiebel = Allium cepa var. proliferum).
Die Luft- oder Etagenzwiebel (Allium cepa var. proliferum) ist eine nichtblühende Zwiebelart. Anstatt Blüten trägt sie auf ihrem Blütenstängel Brutzwiebeln (Bulbille), die ihrerseits austreiben und wieder - in der zweiten Etage - Brutzwiebeln bilden. Luftzwiebeln sind winterhart, die Vermehrung erfolgt durch das Setzen der Brutzwiebeln. Diese Zwiebel stammt ursprünglich aus dem sibirischen Raum.

Herkunft
Die Küchenzwiebel stammt aus den Steppengebieten des west- und mittelasiatischen Raumes, wahrscheinlich aus dem Gebiet des heutigen Afghanistan. Sie ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit überhaupt und wird schon seit mehr als 5000 Jahren als Heil-, Gewürz- und Gemüsepflanze kultiviert. Bei den alten Ägyptern wurden Zwiebeln den Göttern als Opfergabe gereicht, waren eine Art Zahlungsmittel für die beim Pyramidenbau eingesetzten Arbeiter und wurden den Toten als Wegzehrung für die Reise ins Jenseits beigelegt. Davon zeugen die im Grab des Tutanchamun gefundenen Zwiebelreste. Eine über 4000 Jahre alte sumerische Keilschrift enthält Angaben zu Gurken- und Zwiebelfeldern, und im Codex Hammurapi wurden Brot- und Zwiebelzuteilungen für die Armen festgelegt.
Bei den Römern zählten Zwiebeln zu den Grundnahrungsmitteln vor allem der weniger Begüterten, und römische Legionäre waren es auch, die die „cepula“ (woraus, über mittelhochdeutsch "zwibolle", letztlich das deutsche Wort "Zwiebel" wurde in Mitteleuropa verbreiteten. Hier wurden sie zu einer der am meisten verbreiteten Gemüsearten, durften auf keiner Tafel damaliger Zeit fehlen und dienten im Mittelalter auch als Amulett gegen die Pest. Etwa ab dem 15. Jahrhundert begann man in Holland, vielfältige, in Form, Farbe und Geschmack unterschiedliche Sorten gezielt zu züchten.

Inhaltsstoffe
Zwiebeln enthalten typische Inhaltsstoffe. Beispielsweise ist ein Bestandteil der auch geschmackstypische Zucker Rhamnose, der den nach Zwiebelverzehr verstärkten Geruch des Flatus dominiert.
Ein weiterer Bestandteil ist die in der Zellenwand enthaltene schwefelhaltige Aminosäure Isoalliin, das bereits bei der Zubereitung zersetzt wird. Menschen müssen beim Schneiden der Zwiebel „weinen“, weil das im Inneren der Zelle befindliche Enzym Alliinase die Aminosäure Isoalliin unter anderem in das reizende Propanthial-S-Oxid spaltet, welches dann durch Verdunstung und Spritzer die Schleimhäute reizt; infolgedessen tränen die Augen.

Verwendung
Küche:
Verwendet wird der Zwiebellauch oder die eigentliche Zwiebel. Zwiebeln werden meist fein gehackt oder in Ringe geschnitten roh oder geröstet gegessen oder beim Garen anderer Speisen (z. B. Gemüse) mitgedünstet. Sie enthalten ein schwefelhaltiges ätherisches Öl und wirken dadurch reizend auf den Magen. Durch Kochen, Dünsten oder Braten wird aus den glykosidischen Verbindungen der Zwiebel der Zucker freigesetzt. Die Zwiebel wird dadurch süß.
Zwiebelgerichte: Zwiebelkuchen, Bollenfleisch, Zwiebelsuppe, Stifado


Gesundheitliche Aspekte
Die Zwiebel enthält, ähnlich wie die anderen Allium-Arten Knoblauch und Bärlauch, schwefelhaltige Verbindungen, die beim Zerkleinern der Zwiebel enzymatisch zersetzt werden. Bei der Zwiebel entstehen u. a. Propanthial-S-Oxide, die das Augentränen verursachen. Es werden ähnliche Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System, wenn auch in schwächeren Ausmaß vermutet, wie sie beim Knoblauch beobachtet wurden. So wurden antimikrobielle, die Blutfettwerte senkende, blutgerinnungshemmende und blutzuckersenkende Eigenschaften beobachtet. Die Zwiebel besitzt jedoch ein größeres Spektrum an Sekundärstoffen als der Knoblauch, die unter anderem auch für die je nach Zubereitungsart unterschiedlichen Geschmacksrichtungen verantwortlich sind. Geröstete Zwiebeln schmecken süßlich, getrocknetes Zwiebelpulver knoblauchähnlich, gekochte Zwiebeln liegen geschmacklich dazwischen. Der Saft frischer Zwiebeln ist ein altes Hausmittel gegen Erkältungskrankheiten und Husten. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich durch fermentierten Zwiebelsaft eine allergisch bedingte Reaktion der Atemwege bessern lässt. Inwieweit diese Beobachtung therapeutisch nutzbar ist, steht noch offen. Ebenso wurde im Tierversuch eine Wirkung gegen Osteoporose gefunden, was aber ebenfalls noch weiterer Abklärung bedarf. Frischer Zwiebelsaft hilft bei Insektenstichen. Die frisch halbierte Zwiebel wird dabei mit der Schnittstelle auf die betroffene Hautstelle aufgelegt.